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Buona Pasqua: So feiern die Italiener Ostern

Wer die italienische Kultur von ihrer schönsten Seite erleben möchte, sollte sich Ostern in Italien nicht entgehen lassen. Ostern, auf Italienisch „Pasqua“ genannt, ist das bedeutendste Fest im Christentum. Und genauso feiern es die Italiener auch. Hier gehen die Feierlichkeiten deutlich tiefer und sind traditioneller als hierzulande. Zwischen Palmsonntag und Ostermontag gibt es eine Fülle von Prozessionen, Festen, Spielen und natürlich köstliches Essen. Nach der langen Fastenzeit ist das aber auch nur allzu verständlich.

Also, wie funktioniert Ostern auf Italienisch? Wir verraten es euch im folgenden Blogbeitrag.

Traditionen in der Karwoche

Zu Ostern finden in Italien mehr als dreitausend „lebendige“ Aufführungen der Passion Christi statt. Im ganzen Land gibt es Prozessionen, Volksfeste und Passionsspiele. Die liturgischen Osterprozessionen sind der Ausdruck des tiefen religiösen Glaubens. Bei den beeindruckenden Mysterienprozessionen von Caltanissetta etwa werden überlebensgroße Figurengruppen, die die Stationen des Leidensweges Christi darstellen, durch die Straßen getragen. Bei den Passionsspielen, die während der „Settimana Santa“ (der Karwoche) vielerorts unter freiem Himmel stattfinden, gehen oft ganze Ortschaften auf die Straße. Ebenfalls zur Karwoche gehört die Tradition des „Sepolcri“. Die Italiener gedenken an Ostern ihrer Toten mit feierlichen Ritualen.

Prozessionen am Karfreitag

Am Karfreitag, der in Italien kein Feiertag ist, finden abends festliche Prozessionen statt. Die Menschen ziehen in der Regel schweigend durch die Straßen, die Atmosphäre ist feierlich und bewegend. Am bekanntesten ist die berühmte Prozession „Via Crucis“ in Rom, die vom Papst selbst angeführt wird und zu der tausende Gläubige und Touristen aus der ganzen Welt anreisen. Dabei wird ein großes Holzkreuz den Kreuzweg entlang getragen, begleitet von Fackelträgern. Im toskanischen Grassina gibt es am Karfreitag eine Darstellung der Christuspassion. Rund 500 Personen ziehen in antiken, historischen Gewändern durch die Straßen des Ortes. Am Kalvarienberg angekommen, werden Szenen aus der Zeit vor Jesus Geburt nachgespielt.

Reichliches Mahl am Ostersonntag

Am Ostersonntag spricht der Papst in Rom sein „Urbi et Orbi“ und die Italiener feiern die Auferstehung Jesu und das Ende der 40-tägigen Fastenzeit. Zum Ostersonntag gehört unbedingt der Besuch der Ostermesse dazu. Im Anschluss gibt es meist ein ausgiebiges Mittagessen, und zwar unter dem Motto: „Natale con i tuoi, pasqua con chi vuoi“ – Weihnachten mit der Familie, Ostern mit wem du willst.  Wenn es keine großen Osterfeier im Dorf oder im eigenen Viertel gibt, trifft man sich mit der (Groß-)Familie und Freunden und zelebriert den heiligsten Tag im Jahr mit einem oft stundenlangen, reichlichen Mahl.

Ostermontag – das „kleine Ostern“

Am Ostermontag, auch „Pasquetta“ (das kleine Ostern) genannt, bricht die ganze Familie zusammen mit Freunden zu einem Ausflug mit gemeinsamem Picknick auf. Das macht besonders viel Spaß, da in Italien um Ostern herum bereits angenehme Außentemperaturen herrschen, die prädestiniert dafür sind, möglichst viel Zeit im Freien zu verbringen.

So ein Osterpicknick kann verschiedene Formen annehmen. Entweder jeder bringt kleine Köstlichkeiten wie Brot, Aufstriche, Pasteten und Törtchen mit, oder man lässt das Osterfest mit einer riesigen Grigliata, einer Grillparty, ausklingen. Auch die „Torta di Pasquetta“, ein herzhafter Guglhupf, gefüllt mit gekochten Eiern, Ricotta und Spinat, darf bei vielen Picknicks nicht fehlen. Das bringt uns gleich zum wichtigsten Thema: Was kommt zu Ostern in Italien auf den Tisch?

Klassische Gerichte zu Ostern

Gerichte mit Lamm sind zu Ostern in Italien der absolute Klassiker. Am beliebtesten sind Eintöpfe und Schmorbraten. Ansonsten sieht das Ostermenü regional aber doch recht unterschiedlich aus. In Neapel wird zum Ostermenü gerne der „Casatiello“ serviert. Dabei handelt es sich um einen salzigen Hefekuchen, der mit Provolone, Pecorino, neapolitanischer Salami und ganzen Eiern kredenzt wird. In Venetien gibt es die „Pinza“, ein weiches, süßes Sauerteigbrot, das mit einer Scheibe Schinken verspeist wird.

Auch die Nachspeisen fallen je nach Region unterschiedlich aus. So gibt es etwa in Sizilien die „Cassata alla siciliana“, eine mehrschichtige Torte, die mit Ricotta, kandierten Früchten und grünem Fondant zubereitet wird. In Kampanien kommt häufig eine „Pastiera napoletana“ auf den Tisch. Dieser Mürbteiggkuchen wird mit Ricotta gefüllt, der mit Orangen und Orangenblüten aromatisiert wurde. Beliebt ist auch ein süßer Hefekranz, in dessen Mitte sich ein ganzes gekochtes Ei befindet („Scarcelle pugliesi“). Das Dessert „Salame del Papa“ aus Piemont ist eine Schokoladensalami und enthält Zutaten wie Haselnüsse und Kakao, die in der Region beliebt sind. Aus der Toskana stammt der „Pasimata“, ein Kuchen, der nach Anis und Orangenschalen schmeckt und zwei Tage lang zubereitet werden muss. Besonders entzückend sind die „Cuddura“ aus Sizilien ­- kleine Sauerteiggebäcke in Form von Herzen, Tauben, Glocken und Ähnlichem, verziert mit bunten Zuckerstreuseln und dekoriert mit hart gekochten Eiern. Der absolute Klassiker unter den Osterkuchen bleibt aber die „Colomba pasquale“, ein Hefekuchen, der in Form einer Taube (als Symbol für Jesus) gebacken und mit Mandeln oder Rosinen dekoriert wird.

Traditionen und Bräuche rund um Ostern

Die Taube als Symbol des Friedens ist in Italien generell bedeutend für Ostern. In der Chianti-Region Greve etwa wird eine künstliche weiße Friedenstaube an ein Drahtseil gespannt und von der Kirche aus über den Piazza geschossen, als würde sie fliegen. Manchmal schafft es die Taube zurück zur Kirche, woraufhin gefeiert und applaudiert wird. Das Osterei hingegen spielt als Symbol eine nicht ganz so große Rolle wie bei uns in Österreich. Die Eier werden in Italien auch nicht unbedingt gesucht. Denn verschenkt werden meist nicht etwa hart gekochte, gefärbte Hühnereier, sondern große, bunt verzierte Schokoladeneier. Im Inneren des riesigen Schokoladeneis ist meist eine Kleinigkeit versteckt.

Die Italiener spielen gerne Spiele an Ostern. Das Eierpecken etwa ist auch im südlichen Nachbarland bekannt. Beim Spiel „Punta e cul“ treffen sich alle Mitspieler im Dorf- oder Stadtzentrum. Für jeden Mitspieler werden zwei gekochte Eier bereit gelegt. Am Anfang des Spiels liegen alle Eier auf dem Boden des Dorfplatzes in der Form eines „S“ aus. Nun nimmt sich jeder ein Ei und ditscht mit der spitzeren Seite auf das Ei des anderen Mitspielers. Verloren hat, wessen Ei dabei zerbricht. Er muss sein Ei dann an den Gegner abgeben. Gewinner des Spieles ist am Ende, wer möglichst viele Eier gesammelt hat und selbst noch ein intaktes Ei hat.

Mehr zu den ungewöhnlichsten und spannendsten Osterbräuchen aus Italien kannst du demnächst in einem eigenen Blogbeitrag lesen. Sei gespannt!

Fazit

In Italien wird Ostern auf eine ganz besondere Art und Weise gefeiert. Die Feierlichkeiten erstrecken sich über die gesamte Osterwoche und bieten eine Fülle von Traditionen, Bräuchen und kulinarischen Genüssen. Egal, ob man die religiösen Feierlichkeiten miterleben möchte, sich an den regionalen Bräuchen beteiligen möchte oder einfach nur die köstlichen Osterspeisen genießen möchte, Ostern in Italien ist ein Fest für die Sinne und ein Erlebnis, das man nicht verpassen sollte!

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